Wer Visionen hat, braucht eine Strategie
Ja, es gibt ein Geheimnis, das uns Ziele erreichen lässt. Es lebt in der Wissenschaft, gut versteckt unter einem Berg falscher Motivationsversprechen.
Es ist so gut wie fast Ende Januar und damit dürfte ein guter Prozentsatz der Vorsätze endgültig gescheitert sein. Im ersten Whitepaper des neuen Jahres schreibe ich deshalb über die Faktoren, die Menschen ihre Ziele tatsächlich verfolgen lassen.
Zur Formulierung guter Ziele ist viel geschrieben worden. SMART sollen sie sein, spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Andere arbeiten mit Visionboards. Für beide Herangehensweisen werden wissenschaftliche Belege herangezogen und in beiden Fällen sind sie konstruiert.
SMARTe Ziele schaden nicht und ein Visionboard ist sicher eine hübsche Sache. Aber beide sind nicht mehr, als sie sind: Vision-Boards helfen dabei, eine Vision der Zukunft zu visualisieren. SMARTe Ziele helfen dabei, Ziele zu formulieren. Beide bringen uns nirgendwo hin.
Umsetzung gelingt anders. Insbesondere der Gesundheitsforschung können wir entnehmen, was Menschen wirklich dazu bringt, etwas zu verändern. Ziele sind es nicht. Im Gegenteil: In vielen Studien sind Ziele und Verhalten nahezu unkorreliert – es war also kein Zusammenhang messbar. Wir nennen das »Intentions-Verhaltens-Lücke«. Diese Lücke gilt es zu füllen. Und das machen wir so:
Selbstwirksamkeit. Menschen erreichen, was sie erreichen wollen, wenn sie davon überzeugt sind, dass sie es hinkriegen können. Habt ihr als Teenager auf dumme »Warum«-Fragen auch mit »Weil ich es kann« geantwortet? Tja, offenbar gibt es eine wissenschaftliche Basis dafür.
Soziale Unterstützung. Ich war ganz schön nervös, als ich im Newsletter von meinem Berufswechsel und dem Studium erzählt habe. Noch schlimmer war es bei meinen Freundinnen. Aber tatsächlich ist das die Strategie, die wirklich etwas bewirkt: Bezieh andere Menschen mit ein. Du willst dich wegbewerben? Erzähl es deinen Freund:innen. Du willst weniger Alkohol trinken? Endlich einen Master machen? Erzähl es rum. Klar könntest du immer noch scheitern. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gerade viel geringer geworden.
Wirklich wertvoll können diese Strategien übrigens sein, wenn du eine Beförderung anstrebst oder intern wechseln willst. Wer sagt denn, dass dein Team und deine Führungskraft dagegen sind? Vielleicht sind sie deine wichtigsten Fürsprechenden (das solltest du eher vorsichtig antesten).
In diesem Whitepaper geht es also nicht wirklich um Ziele. Ziele sind nicht der entscheidende Faktor.
Strategien, Selbstwirksamkeit und andere Ressourcen für die Umsetzung sind entscheidend.
Los geht’s.
Isabell
Das sind die Inhalte der heutigen Ausgabe:
Ich krieg’ das hin: So entsteht Selbstwirksamkeit
Kontrolle: Das Ich im Wir
Bist du bei mir? Dann schaffe ich das.
Drei-Monats-Ziele: Mach ein Projekt draus
Vorschau: Weiterbildung – Kann ich das? Schaffe ich das? Dein Entscheidungsmanual erscheint im Februar
Dies ist eine Ausgabe von Feierabend-Pro. Wenn du noch nicht Mitglied bist, siehst du eine Vorschau. Wenn du mehr wissen willst, findest du hier Informationen. Und wenn deine liebste Zahlungsart nicht dabei ist, schreib mir. Wir finden eine Lösung. Eine Rechnung für deine Steuererklärung bekommst du natürlich auch.
Ich krieg’ das hin
So entsteht Selbstwirksamkeit
Wenn du ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit empfindest, dann weißt du, dass du Situationen gewachsen bist. Dieses Gefühl ist nicht immer gleich stark und es kann in unterschiedlichen Lebensbereichen auch unterschiedlich ausgeprägt sein.
Sagen wir: Du weißt, dass du in fremden Städten gut zurechtkommst. Das gilt nicht nur für die Städte, die du kennst, sondern du spürst dies auch, wenn du an neue Orte reißt. Sorge empfindest du vielleicht, wenn du eine neue Sportart ausprobieren willst, weil du dich dabei nicht immer wohlfühlst. Bei anderen Menschen könnte genau das Gegenteil gelten. Übertragen kannst du das Konzept auf alles: Präsentationen, Texte schreiben, Menschen überzeugen, you name it.
Der Psychologe Gert Kaluza schreibt in seinem Fachbuch »Stress-Bewältigung. Das Manual zur psychologischen Gesundheitsförderung« über Selbstwirksamkeit: »Zahlreiche empirische Studien haben wiederholt gezeigt, dass eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung die Bewältigung von Alltagsstress, das Ertragen von Schmerzen, den Umgang mit chronischen Leiden, die Entwöhnung von Abhängigkeit und den Aufbau von Gesundheitsverhalten wie etwa einem regelmäßigen körperlichen Training erleichtert.«
Hier lautet die wirklich wichtige Botschaft: Selbstwirksamkeit ist nicht nur etwas für Menschen, denen es gut geht und bei denen alles läuft. Selbstwirksamkeit ist für alle da. Und sie ist für jeden erlernbar. Dies sind die Faktoren:
Eigene frühere Erfolgserlebnisse. Diese können spezifisch sein, also etwas mit der neuen Herausforderung zu tun haben. Sie müssen es aber nicht. Leitfrage: Was habe ich früher bewältigt, das sich ähnlich herausfordernd angefühlt hat?
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