Threads: Der Hype hat Hunger
Schadet es deiner Karriere, wenn du nicht bei Threads bist? Schau dir erst einmal an, wie Trends entstehen.
Wir sind spät dran. Wir sollten längst in der App »Threads« angemeldet sein, um unsere Expertise in die Welt zu rufen.
Zugegeben, die Plattform ist in Europa offiziell gar nicht verfügbar, weil dem Threads-Konzern Meta der europäische Digital Markets Act nicht gefällt. (Ja… Gesetze. Voll doof.)
Trotzdem lese ich momentan überall in sozialen Netzwerken, wer schon alles da ist. Fomo, anyone?
Expert*innen, Expertise, Reichweite
Der persönliche Erfolg hängt heutzutage auch daran, dass wir in der Lage sind, unsere Expertise zu verkaufen. Das gelingt dann am Besten, wenn wir früh auf einer neuen Plattform sind.
Wer schnell reingeht, legt die Tonalität fest und kann Dinge ausprobieren. Wer früh da ist, hat Expert*innen-Wissen, wo es eigentlich noch keine Erfahrung gibt.
Und alles, was sie investieren müssen, ist Zeit.
Wir nennen das: First-Mover-Advantage
Wer früh in einen neuen Markt geht, hat einen Vorsprung im Wettbewerb. Denn diese Akteur*innen haben zunächst keine Konkurrenz.
Das verdeutlicht der Vergleich mit LinkedIn: Wirklich viele Menschen verstehen sich selbst als Expert*in für das Karriere-Netzwerk.
Ihre große Zahl ist schon deshalb seltsam, weil LinkedIn mehr als 20 Jahre alt ist und selten ein Geheimnis um seine Funktionsweise macht. Wer dort Reichweiten erzeugen will, braucht kein Profi-Wissen, sondern einen Blick für Posting-Struktur. Die Expertise der Late-Mover ist also weniger wert, weil das Angebot zu groß und die Leistung zu gering ist.
Anders ist es bei neuen Apps. Peach, Vero, Clubhouse: Sie alle haben ihre Relevanz (nicht nur) im professionellen Bereich verloren. Aber sie alle waren einst gehyped. Und mit diesen Hypes lässt sich Geld verdienen. Bei Threads steht uns das (vielleicht) noch bevor.
Der Hunger der Expert*innen
Gehörst du zu den wenigen Expert*innen für eine Plattform, dann ist deine Beratung mehr wert. Vor allem, wenn viele auf diese Plattform drängen und dort Reichweiten erzeugen wollen.
First-Mover haben also ein Interesse daran, dass ein Netzwerk populär wird. Sie schützen damit ihre Investition.
Expert*innen werden zum wichtigsten Multiplikator für die neue App. So wird sie beliebter – es entstehen Netzwerkeffekte: Wenn viele Menschen aus deiner Branche dort sind, dann gehst du auch hin. Du willst nichts verpassen.
Und schon ist der Trend da.
Aber vielleicht willst du doch etwas verpassen. Denn nicht nur unsere Investitionen müssen wir schützen, sondern auch unsere Ressourcen. Und Zeit ist eine Ressource. Du kannst sie auch anders verwenden – für deine tatsächliche Arbeit zum Beispiel.
In das Netzwerk kannst du investieren, wenn du weißt, ob es tatsächlich relevant wird. Und das schaffst du auch allein.
Komm gut in den Feierabend
Isabell
PS: Bei uns beginnen die Sommerferien, deshalb antworte ich auf Mails in den kommenden Wochen etwas langsamer. Wenn was ist, schreib mir trotzdem. Ich melde mich.
Offene Tabs
Aus dem Feierabend-Archiv, aber zum Thema: Überall treten Expert*innen auf. Wenn sie so weitermachen, verdummen sie darüber.
Auch
widmet sich in seinem dem Hype um Threads. Seine Perspektive ist deutlich konstruktiver als meine.Firmen-Zentralen sind zu groß. Ich habe aufgeschrieben, warum kleinere Einheiten besser funktionieren (t3n).
Falls ich dich nicht abschrecken konnte: Hier hat Andreas Rickmann aufgeschrieben, was du über Threads wissen musst (Social Media Best Practice)
Urlaub vorbei? Du solltest nie an einem Montag ins Büro zurückkehren, schreibt Andreas Weck (t3n).
Vielen Dank für die Erwähnung meines Newsletters, das hat mich gefreut. Seit heute scheint Meta uns Europäer:innen wieder ausgesperrt zu haben. Vermutlich sollen zunächst die Datenschutzfragen geklärt werden.
Jedenfalls können hiesige Nutzer:innen keine Postings mehr auf die bisher üblichen Wege auf Threads posten. Wir müssen vorerst draußen bleiben und zuschauen, wie andere Threads nutzen.