Lass die KI nicht in dein Hirn
Womit US-amerikanische Autor:innen gerade rumspielen, bewegt sich zwischen Bullshit und gefährlich.
Fühlst du dich überfordert? Denkst du manchmal, du kannst deinen Job nicht? Wärst du gern mutiger?
In den USA entsteht ein Trend, der mir Sorgen macht. Es wird empfohlen, Sprachmodellen wie ChatGPT das Problem zu beschreiben und um Lösungen zu bitten. Ich habe das probiert und die Ergebnisse sind… interessant.
ChatGPT hat das Internet gelesen
ChatGPT hat große Teile des Internets gelesen und kennt die Antwort auf viele Fragen. Es muss nicht verstehen, was es schreibt.
Es gibt nur ein Problem: ChatGPT sieht dich nicht selbst-ironisch feixen. Es hört dich nicht seufzen. Es sieht nicht, ob du zwischendurch angespannt die Augen zusammenkneifst und hört nicht, wenn deine Atemzüge abgehackt werden.
ChatGPT kann nicht einschätzen,
wie es dir geht,
was du brauchst
und was dir gerade eher schaden würde.
KI-basierte selbstlernende Sprachmodelle können vieles besser als Menschen. Aber ihnen fehlt der Körper. Deshalb können sie andere Dinge nicht so gut. In der Fachsprache nennt sich das, was fehlt, embodied cognition: die Wechselwirkung zwischen Kognition, Sensorik und Motorik.
Dafür kann das Sprachmodell nichts. Doch wenn wir es falsch nutzen, dann ist das unsere eigene Verantwortung. Mein Gartensofa kann ja auch nichts dafür, dass es umkippt, wenn meine Tochter auf der Rückenlehne balanciert.
So nutzt du KI klüger
Der Fehler, der bei den Coaching-Prompts gemacht wird: Die Autor:innen empfehlen nicht, ChatGPT professionell zu nutzen. Professionelle Nutzung bedeutet, dass Themen abgefragt werden, Hinweise gesucht, Beispielfragen genannt.
Das könnte so aussehen:
[Problembeschreibung] Welche Fragen kann ich mir stellen, um das Problem besser zu verstehen und Lösungen zu entwickeln?
Wenn dein Problem klein ist und eher situativ, dann könnten diese Fragen dich weiterbringen, wenn du das Fachwissen hast, sie einzusetzen. Aber auch dann gilt:
ChatGPT ist nicht geeignet, selbst Lösungen anzubieten, dich zu coachen oder therapeutisch zu begleiten. GPT hat das Internet gelesen und ziemlich viele Bücher. Mehr nicht.
Es gibt Tools, die auf der Grundlage von Wissenschaft und Psychologie arbeiten. Auch GPT-basierte. Sie sind aber speziell trainiert, deshalb können sie das.
ChatGPT ist ein großes Experiment. Eines, das sich wahrscheinlich lohnen wird. Aber eben: ein Experiment.
Und wenn du am Hochstapler-Syndrom leidest: Frag nicht die KI, frag einen Coach.
Alles Liebe
Isabell
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