So gelingen wirklich miese Tage
Viele Sorgen, wenig Schlaf? Wie du trotzdem in den Tag kommst. Oder was du stattdessen tun kannst. | Buch: Jake Knapp und John Zeratsky – Mehr Zeit | Netzwerken: Marco Krahl
In einer Woche im Januar wusste ich an keinem Tag, was der nächste bringen würde. Termine, Lunchdates, Zugausfall, Kind erkältet, Kita oder nicht Kita, Covid-Fälle im Freundeskreis. Arbeiten unter Unsicherheit.
Montag und Dienstag stand ich mit Galgenhumor und Disziplin durch. Mittwoch rastete ich aus. Da war die Arbeit aber leider noch nicht gemacht.
Können wir einfach direkt zum Feierabend übergehen?
Ich erwarte vom Erwachsenenleben gar nicht mehr, dass es reibungslos funktioniert. Aber irgendwie funktionieren muss es halt. Und der Lebensbereich, der in der Regel mit den erträglichsten Widerständen aufwartet, ist nun einmal die Arbeit.
Natürlich läuft nicht alles rund. Aber das ist in Ordnung. Nervkram ist Teil des Spiels und bezahlt werde ich dafür ja auch.
Aber ganz ehrlich: Es gibt Zeiten, in denen mich die Umstände so fordern, dass Arbeiten schwer möglich scheint. Dich auch, oder? (Bitte unbedingt nicken, sonst fühle ich mich einsam und unzulänglich.)
Ich kann so nicht arbeiten.
Und das geht nicht weg, nur weil man gern resilient und leistungsfähig wäre. Hier kommt eine Liste von Dingen, die mir normalerweise helfen, an schwierigen Tagen ein wenig Arbeit zu schaffen:
Wähle. Ich suche mir eine (überschaubare!) Sache aus und benenne sie in meinem Kopf ganz klar. Also: Ich schreibe einen Newsletter-Artikel, der Menschen an schlechten Tagen wirklich hilft.
Mach nichts anderes. Ich schalte alles ab, gehe an den langweiligsten verfügbaren Ort, schiebe alles vom Schreibtisch oder Sofa oder Esstisch, und schließe alle Tabs und Kommunikationsprogramme. Dann:
Fang einfach an. Es muss nicht gut sein. Aber fange ich nicht an, dann komme ich auch nicht weiter (da kommen dann so geniale Schlüsse bei raus wie dieser).
Und seien wir gern ehrlich: Das funktioniert nicht immer. Hier sind semi-produktive Alternativen, falls du noch nicht kapituliert hast:
Überarbeite. Hast du noch fast-fertige Präsentationen, Texte, Tabellen? Schau drauf, mach sie besser.
Tu etwas Stupides. Wir alle haben Aufgaben, die so stumpf sind, dass wir sie auch nach einem langen Tag noch schaffen. Do that.
Organisiere. Die Grenze zur Fake Work ist beim Organisieren schnell überschritten. Aber wenn du heute eh nichts leistest, erleichtert dir die Organisation vielleicht den folgenden Tag.
Und ich will auch gar nicht.
Als Selbstständige kann ich sagen: Dieser Arbeitstag hat nicht funktioniert, ich lasse es. Das hat zwar Konsequenzen, aber es ist grundsätzlich möglich.
Einige Unternehmen sprechen vom »Mental Health Day« – gute Strategie! Mitarbeitende, die gerade nicht gut arbeiten können, sind manchmal zu Hause besser aufgehoben. Und wer vor die Tür geht, findet draußen vielleicht Ideen.
Wenn der Tag nicht besser wird, dann muss man manchmal einfach den Kopf hochhalten, bis er vorbei ist. Wenn’s nicht geht und »muss gehen« auch zu nix führt, dann kann man sich weiter aufregen oder es ist halt egal. »Egal« ist als (Auf-)Lösung eh unterbewertet.
Ich bestelle mir jetzt eine fancy Yogamatte fürs Sportstudio und geh dann in meinen Termin. Wenigstens habe ich irgendwas gemacht.
Arbeitsnachweise
Der wichtigste Kommunikationstrend 2023: Menschen beachten einander – und Zugewandtheit wird ein Karriere-Faktor (t3n).
Ältere Generationen sind diszipliniert, die jungen Leute wollen nur noch Spaß? Diese Blase ist gerade geplatzt. Arbeitszeit ist Lebenszeit (t3n).
News & Geschichten aus der Arbeitswelt
Meetings verschwenden nicht nur Zeit und Nerven. Sie kosten auch richtig Geld, hat Management-Berater Dirk Schmachtenberg dem Stern gesagt.
Kaffee auf leeren Magen ist ungesund – wenn du unfassbar viel davon trinkst. Und das ist unwahrscheinlich (NY Times).
Next Big Thing bei der Personalgewinnung? Das Startgeld. FAZnet berichtet von einer Kandidatin, die ein Jahresgehalt haben wollte.
Buch
Jake Knapp und John Zeratsky sind eigentlich die Typen, die dir Zeit stehlen. Das sehen sie auch selbst so, schließlich waren sie an einigen Anwendungen des Google-Konzerns Alphabet beteiligt. Aber sie sind – genau wie ich – besessen davon, Zeit für ein gutes Leben freizuräumen.
Ihr Buch »Mehr Zeit« (Redline Verlag) ist vollgepackt mit Strategien, um im Arbeitsalltag weniger Zeit zu verlieren. Es enttarnt unnötige Termine und andere Zeitvergeuder. Außerdem hilft es, herauszufinden, was wichtig und richtig ist.
Ich lese dieses Buch gerade zum zweiten Mal. Nach wenigen Seiten hat es mich dazu gebracht, es wegzulegen und mich meinem aktuellen Manuskript zu widmen. Diese Aufgabe ist nämlich dringend, macht zufrieden und schafft Freude.
Lesenswert für alle, die genug Zeit haben, davon aber nichts haben, weil sie sie mit unnötigen Dingen verbringen. Und für alle, die überzeugt sind, bei ihnen sei das ganz anders.
Netzwerken
Marco Krahl ist stellvertretender Chefredakteur von Men‘s Health und Redaktionsleiter von Men‘s Health DAD. Bei LinkedIn erzählt er Geschichten anderer Väter.
Ich empfehle ihn für dein Netzwerk, weil Marco die Perspektive eines Vaters hat, der Karriere und Familie wirklich zusammenbringen will. Er berichtet von Herausforderungen und Erfolgen, spricht mit interessanten Menschen und gibt anderen Reichweite, die ihr auch kennen solltet.
Bei Men’s Health findest du Marcos sehr lesenswerte Artikel und Links zum Podcast »Echte Papas«. Und lies mal in sein Gespräch mit Mitsubishi-Top-Manager Roman Gaida rein: »So bist du Vater, Führungskraft und Vorbild in einer Person«.
Vorfeierabendliebe
Wir arbeiteten einige Wochen lang nebeneinander her. Gefühlt war er ein Konkurrent, wir dateten trotzdem. Aus Professionalität wurde eine Romanze. Er wollte die Romantik in ein gemeinsames Projekt packen – ich nicht. Ende der Geschichte.
Kennst du das Gefühl, dass dich das Leben von der Arbeit abhält? Oder ist es doch eher umgekehrt? Schreib mir gern, du kannst einfach auf diese Nachricht antworten.
Isabell
Wer schreibt
Mein Name ist Isabell Prophet, ich bin Journalistin. Für mein Buch »Die Entdeckung des Glücks. Dein Leben fängt nicht erst nach der Arbeit an« (Mosaik Verlag) habe ich recherchiert, was die Wissenschaft von Glück und Arbeit weiß.
Bei Schreibprozessen und Organisation berate ich auch. Meld dich, wenn du Hilfe brauchst.