Blockiert? Gut so!
Mein Kalender ist grau. Und deiner könnte es auch sein. Diese Blockade gibt dir Raum für Kreativität. | Netzwerken: Petra Seitz | Buch: Dolly Parton – Run, Rose, Run
In der vergangenen Woche habe ich einen fast-spontanen Wandertrip eingeschoben. Meine Freundin Melina Royer fragte, wie das eigentlich geht: zwei Kalender zusammenbringen, keine Termine haben, losfahren.
Ja – wie eigentlich? Das kam mir auch seltsam vor. Teil der Wahrheit ist, dass ein großer Teil meines Kalenders ausgegraut ist.
Ich habe Zeit, weil ich mir nicht für alles Zeit nehme
Früher habe ich mich oft getrieben gefühlt. Und abends hatte ich keine Ahnung, was ich gemacht hatte. Das ist unbefriedigend. Alles wird irgendwie fertig, aber Spaß macht’s halt nicht.
Deshalb blocke ich nun Zeiten, um in Ruhe zu arbeiten – oder um es bewusst bleiben zu lassen. Ich habe dir einmal aufgeschrieben, was ich blocke. In diesen Zeiten ist klar: Ich werde keine vermeidbaren Termine machen.
Was ich blocke
Disclaimer: Dein Job funktioniert wahrscheinlich ganz anders als meiner. Aber genau wie ich hast du vermutlich große Dinge, kleine Dinge, Termine und Deadlines. Du hast Zeiten, in denen du etwas herausfinden musst und Zeiten, in denen du performen musst. Also: Transferleistung is up to you ;)
Diese Zeiten sind in meinem Kalender geblockt:
Zeiten vor Terminen. Bestimmte Termine verdienen Vorbereitung. Deshalb ist die Stunde vor jedem Call geblockt. Und fast immer gehe ich innerhalb dieser Zeit kurz spazieren. Übrigens ist auch vor meinem Sport oder dem meiner Tochter ein Blocker. Ich will ausgepowert rauskommen – nicht ankommen.
Projektarbeit. Je nachdem, wie wild das Leben gerade ist, schütze ich Teile der Arbeit vor dem Rest. Dies aber nur bei Bedarf.
Zeiten, in denen meine Tochter bei ihren Großeltern ist. In diese Wochen legen mein Freund und ich nahezu keine Termine, alles im Dienste des Eskapismus.
PMS-Tage. Ich habe dann eh keine Lust, mit Leuten zu reden. Also: Stillarbeit.
Die Blöcke nehme ich ernst – und damit meine Zeit. Ich arbeite also nicht einfach alles ab. Ich stelle den Dingen die Räume zur Verfügung, die sie verdienen. Das legt den Fokus fest, sodass alles schneller geht. Das macht mich kreativer und gelassener.
Zu viel? Klar. Aber –
das hier sind die Vorteile grauer Blöcke:
Sie sind so groß, dass viel Zeit für Denkarbeit und Recherche bleibt. Deiner Arbeit wird man das anmerken.
Du schaffst mehr, weil du dich nicht mehr ständig sortieren musst.
Du kannst die Blöcke im Notfall zusammenstauchen oder streichen. Dein Kind wird krank? Du möchtest spontan verreisen, länger schlafen, zum Sport? Alles kein Problem.
Du erlaubst dir weniger Termine. Yay!
Übrigens lasse ich mir ungern von einem Kalender diktieren, was ich zu tun habe. Ich betrachte ihn als Hilfestellung. Oft tausche ich Blöcke oder ziehe Aufgaben vor. Auch das dient der Arbeit – und damit dem Feierabend.
Lektüre
Bei der künstlich auferlegten Unersetzlichkeit sehen wir einen Wandel – na endlich. Den ganzen Essay findet ihr bei t3n.
Impulse-Chefredakteurin Nicole Basel hat sieben Techniken notiert, mit denen wir souverän auf unfreundliche Menschen reagieren.
Nichts nervt so arg wie schlechte Betreffzeilen. Zum Glück hat Anne-Kathrin Gerstlauer in ihren Texthacks neulich aufgeschrieben, wie gute Überschriften aussehen.
Buch
Heute kommt der Buchtipp von Kulturjournalistin und Moderatorin Franziska Kurz:
Wir lernen nicht nur in Büchern zur persönlichen Entwicklung. Gerade die anderen Genres helfen uns, uns selbst in der Welt zu reflektieren. In Dolly Partons »Run, Rose, Run« (Blanvalet) lernen wir drei wesentliche Lektionen fürs Berufsleben:
Nimm Hilfe an.
Jede*r von uns hat Angst bei lebensverändernden Entscheidungen – die Angst macht uns wach und aufmerksam, das ist gut. Fühl sie und geh den Schritt trotzdem!
Biete Unterstützung an, sobald du in der Position dazu bist. Das kann ein einfaches: »Ruf an, wenn ich dir helfen kann« oder ein »Ich war schon in deiner Position – möchtest du wissen, wie es für mich weiter ging?« oder ein ermutigendes Zunicken und ein »Du schaffst das!« sein.
In »Run, Rose, Run« wird eine junge Frau mit goldener Stimme von einem Countrystar im Ruhestand unter ihre Fittiche genommen und aufgebaut. AnnieLee hat Feinde, die sie am Boden liegen sehen wollen – doch sie hat ein einzigartiges Talent und Menschen, die an sie glauben. Temporeich, lebensklug und mit Blick in die Musikszene hat der Krimi von Country-Ikone Dolly Parton meinen Glauben an Frauensolidarität gestärkt.
Mehr von Franziska erfahrt ihr bei www.franziskakurz.de; Buchtipps gibt es bei Instagram unter @franziskakurz_.
Netzwerken
Petra Seitz ist Buchbloggerin und setzt sich dafür ein, dass gute Sachbücher in Deutschland sichtbarer werden. Ein Fokus liegt dabei auf Kochbüchern, ein anderer auf allem, was mit persönlicher Entwicklung und Organisation zu tun hat.
Folge Petras Arbeit, wenn du dich für wirklich gute Sachbücher interessierst. Unter www.dieliebezudenbuechern.de findest du ausführliche Besprechungen und Interviews. Kürzere Formate und Videos gibt es bei Instagram unter @diepetzi. Alles Liebe zum 11. Bloggeburtstag, liebe Petra! Und danke dafür, dass du dich immer für die Buchbranche einsetzt.
Wow!
Man sagt, eine gute Öffnungsrate für Newsletter liege bei 25 bis 30 Prozent. Aber ihr? Von euch lesen stabil mehr als 65 Prozent jede Woche meine Emails. Danke <3 Schreib mir, wenn ich etwas zurückgeben kann: newsletter@isabellprophet.de
Isabell
Wer schreibt
Mein Name ist Isabell Prophet, ich bin Autorin und lebe in Berlin. Im Sommer 2023 erscheint bei Carlsen »Klartext Social Media«. Dies ist das Buch, das wir alle gern gelesen hätten, bevor wir mit Social Media gestartet sind.
Brauchst du Hilfe bei Schreib- und Organisationsprozessen? Dann melde dich gern. Feierabend machen ist meine geheime Superkraft.