Mehr für mich
Heißt: Mehr für mein Leben
An einem heißen, staubigen Tag vor etwas mehr als zehn Jahren fuhr ich mit einem klapprigen Auto durch die Wüste Tunesiens. Am Ende dieses Tages war das Auto noch etwas klappriger als am Morgen, aber eine Verhandlung dazu blieb mir erspart. An diesem Tag lernte ich viel über Verhandlungen.
Ich sah meiner Freundin zu, wie sie über Schalen diskutierte, über eine Lampe, über Essen, das ihr zu touristisch war und über Schals und Schuhe. Sie verhandelte für sich, sie verhandelte für mich, sie hatte Spaß genug für uns beide und ich –
ich hatte überhaupt keinen Spaß. Ich fand es furchtbar. Diese Menschen machen ihre Arbeit, können wir sie bitte einfach bezahlen?
Erst in den folgenden Monaten und Jahren lernte ich, dass Verhandlungen Teil vieler Kulturen sind. Und dass nichts Verwerfliches an ihnen ist.
Gehalts- und Honorarverhandlungen sind unterschätzt. Viel zu viele Menschen ignorieren das Thema, bis es relevant wird, quälen sich dann durch und sind froh, wenn es vorbei ist.
Die einen wollen gar nicht daran denken – die anderen sind perfekt vorbereitet. Das bedeutet: Wir alle haben die Wahl, wo wir stehen wollen.
Verhandlungen sind eine Lebenskompetenz. Sie ermöglichen es uns, Lösungen zu finden, die uns selbst dienen, die die Beziehung zu anderen schonen oder sogar fördern und mit denen alle Beteiligten leben können. Es geht nicht ums Gewinnen. Es geht darum, etwas besser zu machen.
Das kann nicht gelingen, wenn wir zu hart auf Positionen beharren oder wenn wir zu schnell einknicken. Dass Ersteres ein Problem ist, ist klar. Doch auch das Nachgeben dient der Beziehung nicht. Es schadet ihr, weil wir uns damit selbst als unzuverlässig darstellen:
Die gibt so schnell nach? Dann kann ich mich nicht darauf verlassen, dass sie es an anderer Stelle nicht wieder tut.
Der verlässt seine Position sofort? Was war sie dann wert? Und welche Hintergedanken hatte er?
Wer mehr Geld möchte, tut gut daran, zu lernen, wie man es verhandelt. In diesem Whitepaper erfährst du, wie du dich auf den alles entscheidenden Termin vorbereitest, wie du auftreten kannst und was du tun kannst, wenn keine Lösung in Sicht ist. Dein Einkommen beeinflusst dein Leben. Nimm es ernst.
Isabell
Dies ist Whitepaper Nummer 13. Dreizehn! Wow. Vielen Dank für ein Jahr Unterstützung. Wenn du neu bist: Dies ist die Pro-Ausgabe des Feierabends. Sie erscheint einmal im Monat.
Heute bekommst du eine etwas längere Vorschau, außerdem gibt es – ausnahmsweise – das 7 Tage Trial für alle, die mal reinlinsen wollen (du findest es unten). Dies ist mein erster Versuch damit – ich bin gespannt!
Die Inhalte des heutigen Whitepapers:
Are you ready for it..? Wie du den Termin vorbereitest
Trockenübungen: Was antwortest du?
Trockenübungen: So könntest du antworten
Ssssscchhhtt..! Wann du nicht antworten solltest
Sind wir noch Freund*innen? Tu dies, Damit die Verhandlung nicht die Beziehung beendet
Wer, wie, wo? Wie du informationen bekommst
Vorschau: Schöner streiten – So gelingt Konflikt-management
Are you ready for it..?
Wie du den Termin vorbereitest
Sei nicht froh, wenn es vorbei ist. Sei froh, wenn es losgeht. Gehaltsverhandlungen sind eigentlich etwas Wunderbares. Sie geben dir die Möglichkeit, deinen Wert herauszustellen. Und gleichzeitig erlauben sie dir einen Einblick, wie dein Gegenüber dich sieht. Das ist wertvoll!
Bevor du in so einen Termin gehst, arbeite erst einmal daran, wie du das Treffen siehst. Wichtig ist: In einer guten Geschäftsbeziehung ist es unwahrscheinlich, dass du mit nichts rausgehst. Selbst wenn du an deinem Primärziel scheiterst, wirst du wahrscheinlich ETWAS bekommen. Deshalb ist der Satz so wichtig:
Was können Sie mir stattdessen anbieten?
Dieser Satz ist dein Sicherheitsnetz. Behalte ihn immer im Kopf und setze ihn ein, wenn du ihn brauchst. Ich nutze ihn im Alltag ständig. Er signalisiert der anderen Person, dass ich ihre Kompetenz und ihre Handlungsmacht anerkenne, aber gleichzeitig ein Entgegenkommen erwarte. Er signalisiert auch: Ich bin hier, um etwas zu bewegen. Aber ich bin nicht allein dafür verantwortlich, dass uns eine Lösung einfällt. Das machen wir gemeinsam.
Denke aber auch daran, dass du auch selbst ein paar Ideen haben solltest. Diese Fragen solltest du vor dem Gehaltsgespräch für dich klären:
Wie viel möchtest du künftig verdienen?
Hast du eine Schmerzgrenze?
Wenn du nicht bekommst, was du willst: Was tust du?
Bei diesen Fragen geht es erst einmal nur darum, deine eigene Position für dich zu klären. Zusätzlich überlegst du dir noch Alternativen.
Möchtest du vielleicht mehr Urlaubstage?
Ein Arbeitszeitkonto?
Bei diesen Alternativen solltest du aber vorsichtig sein: Eben ging es noch darum, hohe Leistung zu vergüten. Manche Führungskräfte sehen reduzierte Arbeitszeit als Leistungsverweigerung. Setz diese Argumente also nur ein, wenn du sicher bist, dass deine Führungskraft sie aushält.
Manche wählen Einmalzahlungen als Kompromiss. Hier wäre ich vorsichtig. Natürlich ist sie besser als nichts. Aber: Du hast in diesem Moment nichts gewonnen. Ein Bonus von 1000 Euro sind weniger wert als eine Gehaltserhöhung, weil er eben nicht dauerhaft ist.
Wichtig sind auch die Leistungsfragen:
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